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26. September 2022 von Richard Forsthofer

Konfusion an den Märkten?

Dass die Märkte eine Leitzinserhöhung der amerikanischen Zentralbank positiv aufnehmen und gute Zahlen am US-Arbeitsmarkt eine Korrektur auslösen, scheint eigenartig. Es ist derzeit nicht so einfach.

Das wichtigste Ziel der US-Zentralbank ist derzeit die Inflationsbekämpfung. Derzeit weil: gerade eben noch war die Bekämpfung der Folgen von Corona – vor allem die Auswirkungen auf die Konjunktur/Arbeitslosigkeit – scheinbar wichtiger. Deshalb nehmen die Märkte jetzt alles was inflationsdämpfend ist – z.B. steigende Leitzinsen und eine eingetrübte Konsumentenstimmung – positiv wahr. Positive wirtschaftliche Frühindikatoren wie sinkende Arbeitslosenzahlen dagegen schüren die Befürchtung, dass die FED noch länger restriktiv agieren könnte. Dass die Zinsen also noch weiter steigen könnten bzw. hoch bleiben, was zu einer Rezession führen würde.

Mit der letzten Zinserhöhung von weiteren 75 Basispunkten wurde am Rentenmarkte eine Rezession für das Jahr 2023 eingepreist. In der Annahme, dass die Zinserhöhung die Wirtschaft zu sehr abschwächen sollte und die FED die Zinsen in 2023 wieder senken wird.

Die Bewegungen an den Aktien- und Rentenmärkten sind noch gleichgeschaltet. Das war nicht immer so und es wird sich auch wieder ändern aber die aktuelle Situation ist für Investoren schwierig, da beide Segmente derzeit negative Beiträge liefern.

Die gerade eben gestartete Lohn-Preis-Spirale wird in den USA oder auch Europa voraussichtlich nicht schnell enden. Lieferkettenprobleme scheinen sich dagegen etwas zu entspannen. Doch holen Unternehmen, die diese Probleme für die Zukunft begrenzen wollen, Produktionen teilweise in die Heimat zurück, was Geld kostet. Dem gegenüber steht eine schwächere Industrieproduktion in China. Das lässt die Rohstoffpreise sinken.

Eine Beruhigung der Inflationsraten in den USA auf 3,5 % scheint bis Ende 2023 wahrscheinlich und somit sollten die nächsten Anstiege der FED milder ausfallen, da sie auch die wirtschaftliche Stabilität und vor allem die Arbeitslosigkeit im Blick haben sollte.

Die EZB ist Getriebene der FED aber auch der internen Stabilität. So liegt der Leitzins in der Eurozone derzeit bei 1,25 % und in den USA bei 3,25 %. Ein europäisches Aufschließen ist derzeit undenkbar. Die nächste EZB-Sitzung ist für den 27. Oktober angekündigt. Weitere Zinsschritte sind auch bei uns möglich, nur werden voraussichtlich kreative geldpolitische Instrumente implementiert, um primär Staatspleiten oder auch weitere extreme Regierungen zu verhindern. Für die EZB bleibt es eine Gratwanderung. So kann es sich Europa nicht leisten, den Euro verfallen zu lassen, denn das würde die Inflation ansteigen lassen. Andererseits können sie die Zinsen aufgrund der drohenden internen Krisen nicht auf das Zins-Niveau der Amerikaner erhöhen.

Die aktuelle Lage ist weltweit schwierig und die Maßnahmen wirken extrem. England senkt bei knapp 10 % Inflation die Steuern deutlich, setzt auf Wachstum um jeden Preis und verabschiedet sich vom Ziel eines stabilen Staatshaushalts. In Italien gewinnen die Rechten, was einerseits das Risiko des auseinanderfallenden Euro stark erhöht, andererseits die EZB auffordert, die Zinsen wenn, dann nur moderat zu erhöhen.
Andererseits passierte und passiert in kürzester Zeit sehr viel. So viel, dass die Stimmung an den Aktien- und auch an den Rentenmärkten so schlecht ist, dass man auch an die Möglichkeit einer anstehenden Wende/einen Tiefstpunkt denken sollte. Dafür spricht, dass aktuell viele daran glauben, dass alles noch schlimmer kommt. Wenn sich eines aus der Vergangenheit lernen lässt, dann, dass die Märkte, hier vor allem die Aktien, oft trotz noch immer schlechter Stimmung schon wieder steigen.

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