Unsere Blog-Regeln
Mit dem Zugriff auf unsere Beiträge erkennen Sie rechtlich bindend unsere MaDrei-Blog-Regeln an und verpflichten sich zudem Beschränkungen bezüglich des Zugriffs aufgrund Ihrer staatlichen Zugehörigkeit oder Ihres Wohnortes oder andere, bedingt durch Sie betreffende Rechtsordnungen, Gründe, einzuhalten. Bitte beachten Sie hierzu auch unser Impressum.Kategorien
19. Oktober 2018 von Richard Forsthofer
Jetzt verkaufen und später wieder einkaufen?

Diese Frage stellen sich manche Anleger, wenn die Stimmung wie derzeit schlecht ist oder auch ganz einfach der Trend nach unten geht. Sollte man auszusteigen?
Dem Laien aber auch dem, der sich mit Aktien beschäftigt hat und über Halbwissen verfügt, also weiß, was Aktien sind, erscheint das logisch. Aktien und Aktienmärkte schwanken und wenn man unten kauft und oben verkauft, macht man Gewinn. Profis und alle, die seit langer Zeit erfolgreich investieren, wissen, wie die Märkte funktionieren und nur wenige von ihnen werden jetzt auf der Verkäuferseite stehen. Das hat Gründe.
- Zunächst steht jeder Kursstellung einer Aktie (das gilt auch für Anleihen, Edelmetalle oder Immobilien) ein Verkäufer einem Käufer gegenüber. Zu jedem Kurs, zu dem ein Investor eine Aktie verkauft, findet ein anderer genau dieses Papier interessant. Ob er als Valueinvestor darauf gewartet hat, dass der Kurs sein Einstiegsniveau erreicht hat oder nur an eine Konsolidierung nach einem Kursrückgang glaubt, ist dabei einerlei.
- Freilich gibt es auch bei Profis unterschiedliche, jeweils erfolgreiche Überlegungen. „Man muss gegen den Strom schwimmen, um ans Ziel zu gelangen“ oder „Kaufen, wenn alle verkaufen“ ist dabei so häufig vertreten wie „The Trend ist your Friend“. Wenn wir es – bis auf Beimischungen, Umschichtungen von einem Fondsmanager auf einen besseren oder der Steigerung des Aktienanteils, wenn die Stimmung allzu schlecht ist – mehr mit André Kostolanis halten.
„Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.“
… dann deshalb, weil beide Ideen richtig sind. Ein Schuh wird aber erst daraus, wenn die Strategie auch zum Kunden passt. Die beste Strategie bringt nichts, wenn dem Kunden die Rendite zu gering oder das Risiko zu hoch ist. Wenn die Strategie passt, sollte der Kunde auch dann damit leben können schon investiert zu sein, wenn „eigentlich“ alles für einen Einstieg spricht. Warum?
- Börsen machen nicht was sie sollen. Was extrem billig ist kann noch viel billiger werden und was teuer ist noch viel, viel teurer. Wenn manche Indizes – wie aktuell der DAX – vom Hoch 15 % abgegeben haben, ist nur sicher, dass die Einstiegskurse 15 % günstiger sind. Was das nächste Jahr aber auch was die nächste Woche oder der nächste Tag bringt, lässt sich daraus nicht schließen. Eine Trendwende kann noch rechtzeitig erkannt werden, um Verluste zu vermeiden. Ebenso oft sind die Kurse dann aber schon so hoch (oder tief), dass der Ein- oder Ausstieg dann die dümmste aller Entscheidungen gewesen wäre. Unter Profis weiß jeder, dass keiner die Glaskugel hat. Crashpropheten werden ebenso belächelt wie alle anderen, welche versuchen, Entwicklungen vorherzusagen.
Wir haben eine Marktmeinung! Jede Fondsgesellschaft, jede Bank und jeder Kollege hat auch eine. Wenn sie alle gleich wären, gäbe es keinen Handel an den Börsen, weil der Vielzahl an Käufern oder Verkäufern keiner gegenüber stehen würde, der Aktien kauft oder verkauft. Unsere Aufgabe ist es, für unsere Kunden Fondsmanager zu suchen, die mit Ihren Einschätzungen öfter richtig liegen als falsch. Ob das in der Vergangenheit funktioniert hat, lässt sich aus den Zahlen und Ergebnissen, konkret aus den Charts der Vergangenheit und deren Entwicklung in den verschiedensten Marktphasen ablesen. Natürlich kann auch jemand mit seiner Einschätzung falsch liegen, der in der Vergangenheit fast immer richtig lag. Trotzdem ist die Wahl des Managers, dessen Fonds
- sich entweder nachhaltig besser als ein zum Fonds passender Markt entwickeln oder
- das Risiko so managen, dass sich ein Fonds, der eine nachhaltig gute Wertentwicklung aufweist auch zu weniger risikofreudigen Anlegern passt, unsere wichtigste Aufgabe.
- Entscheidend sollte aber für jeden Anleger die Erfahrung sein. Wenn jemand erstmals Geld anlegt, hat er praktisch keine Erfahrung. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte merkt jeder Anleger, der dazulernen kann (das ist nicht jedem gegeben), dass es zwar manchmal Anzeichen für einen Ausstieg gibt. Setzt man diesen aber tatsächlich um, kommt viel zu selten später ein Anzeichen für den Einstieg, während die Kurse noch unter dem Niveau des Ausstiegs liegen. Man muss also zum einen mit seiner Prognose richtig liegen und zum anderen auch erkennen, dass aus dieser – oft erst beginnenden – Konsolidierung mehr wird, um unter dem Ausstiegsniveau wieder einzusteigen. Wer es versucht, erwischt viel zu oft einen unteren Wendepunkt und wenn die Kurse danach auch nur 3 % ansteigen, weiß man ja nicht, ob es in der darauffolgenden Woche nochmals 10 % nach oben geht und die Gründe für den Ausstieg vergessen sind.
Wenn man sich den Chart des DAX in den letzten fünf Jahren anschaut, gab es viele gute Gründe aus- aber auch wieder einzusteigen. Wer es machte wird auch jetzt überlegen, auszusteigen. Anleger, die einfach investiert blieben, haben jetzt ein Plus von 33 %.
- Ein dagegen eher unwichtiger Punkt ist, dass die ersten 100 % immer die schwierigsten sind. Viele Kunden, auch ich, sind mit Aktienfonds mehr als 100 %, oft auch 200 % oder mehr im Plus. Das ist bei fünfzehn bis zwanzig Jahren Zusammenarbeit auch normal. Trotzdem beruhigt es und man sieht Schwankungen lockerer. Das Anfangs skeptische Gefühl bei einer Anlage in Aktienfonds ist schon vor Jahren einem guten gewichen und so soll es sein.
- Als letztes aber für viele nicht zuletzt ist auch die Steuer ein Thema. Wenn man mit Gewinn verkauft, legt man nicht das angelegte Geld später wieder an, sondern nur ca. 74 % vom Gewinn. Das mindert den Zinseszinseffekt. Ohne den Versuch, einen möglichen (aber nie sicheren!) Rückgang nicht mitzunehmen, hätte man mehr Geld angelegt und am langen Ende auch wesentlich mehr Rendite. Das ist der Grund, aus dem die Gesetzesänderung zum 01.01.2018 bei vielen Kunden dazu geführt hat, dass vermeintlich weniger rentierliche Fonds umgeschichtet wurden.
Als Fazit bleibt mir nur anzumerken: wir verkaufen und wir kaufen, allerdings selten bis nie Aktien, wenn die gerade billig oder auch nur merklich billiger geworden sind und wir wissen warum.
Kommentare