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12. Dezember 2016 von Richard Forsthofer
Jahresrückblick 2016
Volkswirtschaftlicher Rückblick
Es war ein ausgesprochen turbulentes Jahr. Große Ereignisse wie der Brexit und die überraschende Wahl Trumps verdecken den Blick darauf, dass es für einen Großteil der Unternehmen ein gutes Jahr war.
Der ursprünglich auf Syrien beschränkte Krieg wurde auch in diesem Jahr in die Welt getragen. Es gab einige Tote bei Ereignissen, die aktuell als Anschläge von Terroristen gesehen werden. Ob es sich um Terror, um eine Revolution gegen das westliche System oder um einen Krieg handelt, wird die Zukunft zeigen.
Die Inflation wurde von einem fallenden Euro – der Importe verteuert – wie auch von einem vor allem nach der Einigung der OPEC zum Jahresende deutlich höheren Ölpreis unglaublicher weise bisher kaum beeinflusst. 1 % Inflation ist mehr als im Vorjahr und bedeutet eine Trendwende.
Die Leitzinsen wurden 2016 bis auf die erforderlich gewordene Reaktion der Britischen Notenbank auf den Brexit kaum verändert. In den USA wurde Ende 2015 noch der Leitzins erhöht. Weitere Zinsschritte waren geplant, wurden aber bisher nicht durchgeführt. Die EZB war, was direkte Eingriffe in die Märkte anbelangt, in 2016 deutlich expansiver als die Fed, die ihr Aufkaufprogramm in etwa konstant hielt. Dass die Märkte am Freitag auf eine für kommenden März geplante Einschränkung des Aufkaufprogramms der EZB positiv reagierten, irritiert nur auf den ersten Blick. Man geht davon aus, dass sich alles bald normalisiert.
Was die wirtschaftliche Entwicklung der Welt anbelangt, war das Bild ausgesprochen abwechslungsreich. Insgesamt war das weltweite Wachstum zu gering, um von einem Aufschwung reden zu können. Ausnahme bilden einige Emerging Markets aber in dieser Kategorie liegen nicht nur die Gewinner sondern auch die Verlierer des letzten Jahres.
Die Politik und staatliche Organisationen nehmen immer direkter Einfluss. Gerichtsverfahren in den USA gegen europäische Unternehmen – wie UBS, VW oder die Deutsche Bank – könnten diese gefährden. Auf der anderen Seite stehen Einschränkungen der Tätigkeit von US-Konzernen in Europa, was das Thema zu einem transatlantischen Schlagabtausch macht, an dessen Ende vielleicht nur Verlierer stehen. Dazu sollen die großen US-Konzerne in Europa mehr Steuern zahlen. Multinationale Vereinbarungen, mit denen die Unternehmen beiderseits des Atlantiks leben können, wären erforderlich. Nach der Wahl Trumps scheinen sie in noch weitere Ferne gerückt.
Aktienmärkte
Obwohl die Nachrichtenlage alles andere als rosig war, werden sich viele Aktienanleger denken „war was?“. Angesichts der auf Jahressicht geringen Bewegung an den Aktienmärkten war die Schwankung im Jahresverlauf gewaltig und nervenaufreibend. Für fast alle Unternehmen war es ein normales, oft ein gutes Jahr.
Europa hat sich vor allem wegen des Brexits im Juni in den letzten 12 Monaten deutlich schlechter entwickelt als ein Großteil der Welt. In Deutschland profitierte man von einem unter dem Strich leicht gefallenen Euro, so dass im DAX ein in der letzten Woche entstandener Gewinn von gut 4 % übrig blieb. In ganz Europa lag der Verlust des letzten Jahres gemessen am Stoxx600 bei knapp 4 %. Der Rückgang in Italien und Portugal war trotz auch dort in den letzten Tagen deutlich steigenden Kursen zweistellig.
In den USA stehen Dow, Nasdaq und S&P 500 auf ihrem Allzeithoch! Für die Märkte in den USA war auch die langsam in Schwung kommende Konjunktur von Bedeutung.
Bei den Emerging Markets war die Auswahl des Landes entscheidend. Die größten Gewinner und die größten Verlierer sind in den Emerging Markets zu finden. Wesentlich besser entwickelten sich die Frontier Markets. Mit dem Ölpreis haben sich auch Russlands Aktienmärkte erholt.
2016 sind die Ergebnisse bei den Aktienfonds stark auseinandergedriftet. Verlierer des Vorjahres bei den Aktienfonds waren oft aber nicht immer die Gewinner des Jahres 2016, unter denen sich sowohl sehr aktive wie auch eher wenig agierende Manager finden.
Anleihenmärkte
Anleihen bewegten sich 2016 von Blasenbildung zu Salamicrash. Die Eingriffe der Zentralbanken zeigten vor allem Anfangs Wirkung, was aber eine hohe Volatilität bei insgesamt durchwachsener Entwicklung nicht verhindern konnte.
Insgesamt war das letzte Jahr von einer Trendwende bei den Zinsen in den USA geprägt. Am 16. Dezember 2015 erhöhte die Fed die Zinsen auf 0,25 – 0,5 %. Die EZB senkte den Leitzins im März auf 0,00 %. Das wirkt nur auf den ersten Blick logisch. Auf den zweiten Blick soll auch irgendwer die Anleihen kaufen. Der Zinsunterschied führt dazu, dass europäische Anleihen unattraktiv werden, was den Druck auf die EZB, Anleihen europäischer Emittenten zu kaufen, stark erhöht hat. Wie ein Exit aus der Spirale aussehen könnte, zeigt die Entwicklung in den USA, die ihre Verschuldung nach einer Konzentration auf die Fed aktuell wieder weltweit verteilen kann.
An einer Zinswende, die dazu führen könnte, dass europäische Anleihen auch für Anleger interessant werden, hindert die EZB vor allem das steigende Risiko eines auseinanderfallenden Euros.
Gewinne oder geringe Verluste waren 2016 vor allem bei auf Fremdwährungen lautenden unternehmens- und exotischen Anleihen mit merklichem Ausfallrisiko zu verzeichnen. 10-jährige US-Staatsanleihen legten in US-$ bis Jahresmitte 6 % zu, bevor sie dann über 10 % verloren. Insgesamt liegt der Verlust bei ca. 3 %. Dies natürlich vor allem wegen der für diesen Dezember erwarteten Anhebung des Leitzinses. Anleihen des Bundes bewegten sich ähnlich, nur etwas weniger ausgeprägt. Auf ca. 7 % Anstieg bis Juli folgte ein ebenso hoher Rückgang.
Für die Zukunft interessant wird die Entwicklung des Ratings. Eine Umkehr des AAA für Deutschland und des AA+ für die USA scheint mir wahrscheinlich.
Banken können sich weiterhin umsonst bei der EZB Geld leihen. Institutionelle Investoren, zu denen Fonds gehören, zahlen in Europa Strafzins, wenn sie Geld parken.
Absolut-Return-Strategien
Absolut-Return-Strategien waren 2015 und beim starken Rückgang zu Beginn dieses Jahres erst die großen Gewinner. Nach und nach kamen Probleme und manche Fonds wurden 2016 zu starken Verlustpositionen.
Diese Fonds sind angetreten um marktneutral oder mit geringem Überhang in die eine oder andere Richtung, d.h. egal ob Aktien oder Anleihen steigen oder sinken, kontinuierlich Gewinn zu machen.
Wie schwer das letzte Jahr war, zeigt ein Beispiel aus den letzten Wochen. Das Verfassungsreferendum in Italien scheitert. Reformen werden nicht erleichtert. An sich nicht gut für den Euro, der aber in der Woche danach deutlich zulegt. Ein steigender Euro und eine sich ankündigende Regierungskrise sind nicht gut für Italien. Trotzdem steigen die Aktien nach dem Referendum merklich.
Ähnlich unlogisch verhielten sich viele Marktsegmente, was davor ganz ausgezeichnet funktionierende Strategien – egal, ob sie long/short, Global Macro oder Absolut Return genannt werden – abstürzen ließ. Zu sehen ist das sehr deutlich an den auf das Segment spezialisierten Dachfonds, die trotz üblicherweise guter Auswahl der Fondsmanager und Zielrenditen von unter 5 % im Jahr in 2016 teils über 14 % abgaben.
Die Erkenntnis, dass diese „liquid Alternatives“ auch längerfristig Verlust bringen können, veranlasste uns, diese im Laufe des Jahres in einem merklichen Umfang abzubauen.
Die weitere Entwicklung ist offen.
Ausblick/Prognose
Für Vermögensverwalter wie uns war 2016 ein ausgesprochen schwieriges Jahr. Nach vielen guten Jahren, in denen vor allem fallende Zinsen zu einem ordentlichen Ergebnis führten, war 2016 eines, in dem es bei defensiven Anlegern schwierig war, das Kapital zu erhalten. Auch in einem breit gestreuten Aktienfondsportfolio wurden mehr als 6 % Rendite selten erreicht.
Gewaltige Schwankungen, welche die Kapitalmärkte das ganze Jahr begleiteten aber auch fast alle Anlageklassen erfassten, kündigten sich schon zu Beginn an, als z. B. der DAX innerhalb von sechs Wochen 24 % abgab. Trotzdem bleibt im DAX ein kleiner Gewinn. Dass dieser in der Woche nach dem gescheiterten Italien-Referendum entstand passt in das turbulente Jahr.
Trotz aller Unbilden war es auch im letzten Jahr vom Aktienanteil abhängig, ob sich ein Gewinn oder ein kleiner Verlust ergab. Noch entscheidender als das war der Anteil des Vermögens, der nicht in Euro und Europa investiert war. Weil Aktien- und Fremdwährungsanteil wichtige Kriterien sind, um das Risiko eines Portfolios zu bestimmen, lagen risikobereitere Anleger deutlich vor weniger risikobereiten.
Dazu kam, dass die sich in dem Jahr desaströs entwickelnden „liquid Alternatives“ vor allem eingesetzt wurden, um das Risiko in Aktien zu mindern. Absicherung kostete 2016 Rendite.
Bei Anleihen wurden teilweise gewaltige Währungsgewinne erzielt, welche Kursverluste bei vielen Papieren mehr als ausglichen. Weltweit anlegende Anleihenfondsmanager wurden 2016 zu Währungsmanagern.
Das Spiel der Märkte scheint sich 2016 geändert zu haben. Statt klarer Trends erlebten die Märkte starke Schwankungen. Von diesen Schwankungen waren Aktien kaum mehr betroffen als Anleihen, Gold oder Währungen. Dort, wo man in „der reinen Lehre“ die Risiken erwartet, ging es 2016 ruhiger zu als dort, wo Anleger üblicherweise ihr Risiko mindern.
Zu Wohnimmobilien sind sich so ziemlich alle, die in der Branche sind und kein Werbegespräch machen müssen einig, dass das Risiko enorm ist. Beim aktuellen Preisniveau in München, zu dem in 2016 einige Regionen merklich aufgeholt haben, ist der aktuelle Immobilienerwerb für viele ein zukünftiges Armutsrisiko. Der Markt erinnert in Teilen an die Euphorie des Neuen Marktes oder an die Techblase des Jahres 2000.
Man unterhält sich mit vielen Experten, die teils extrem konträre Meinungen vertreten. Mit Blick auf das letzte Jahr scheint für den Anleger Streuung auf verschiedene Anlageklassen und innerhalb der Aktien auf unterschiedliche Strategien, Manager und vor allem Regionen und Branchen die einzig logische Alternative.
Fazit
Bei Anleihen könnten 2017 nach dem Jahr der Zinswende in den USA auch in Europa die Zinsen merklich steigen. Hierfür braucht es keine Leitzinserhöhung und auch nicht die diesen Donnerstag beschlossene Senkung der Aufkäufe durch die EZB. Die Auswirkung wäre eine Fortsetzung des aktuellen Abwärtstrends bei den Anleihenkursen. Ebenso gut könnte eine Konsolidierung nach dem Crash am Anleihenmarkt einsetzen oder politische Eingriffe dazu führen, dass das kommende Jahr zu einem guten für Anleihen wird und die Zinsen niedrig bleiben. Eine fundierte Prognose scheint mit Blick auf die anstehende Leitzinserhöhung in den USA und der im Vorfeld dieser Erhöhung erfolgten Entwicklung am Anleihenmarkt fast unmöglich.
Dass durch den derzeitigen Rechtsrucks ein neuer Nationalismus einkehrt und dass dieser zur oder als Erfüllung von Wahlversprechen in einigen Ländern eine eigene Währung erforderlich macht, scheint mir auf längere Sicht ein realistisches Szenario. Wer bei einem auseinanderbrechenden Euro wie für welche Schulden einstehen muss, ist vollkommen offen. Wer auf den Euro setzt oder jetzt die Sicherheit bei Geldwerten sucht, sollte den Ausgang von Wahlen und Referenden gut verfolgen und deren Auswirkungen kritisch hinterfragen. Wer Geld für sicher hält, sollte einen Blick in die Geschichte werfen. Wenn in Folge des gescheiterten Referendums in Italien gerade auch dort die Börsen ansteigen, dann sollte dies als Reaktion der Finanzmärkte auf die gesteigerte Wahrscheinlichkeit eines auseinanderbrechenden Euros gesehen werden.
Positiv für die Aktienmärkte stimmen mich die sehr problematische Lage bei Anleihen wie bei Währungen und die noch katastrophaleren Aussichten. Weil der Phantasie, was an Problemen kommen kann, keine Grenzen gesetzt sind, kann es – für Aktien – eigentlich nur besser kommen. Wie in der Vergangenheit und auch 2016 in manchen Regionen gesehen, sind Aktien sicher vor Problemen, die Inflation und Währungen betreffen. Sie sollten schon 2017 von einer Flucht in Sachwerte profitieren.
Also ideale Verhältnisse, um Geld in Aktienfonds zu investieren? Vielleicht! Und ja, ich mache es privat als langfristig denkender Anleger so. Per heute könnten in 2017 aber auch alle anderen Anlageklassen interessant sein. Das taktische Eingehen auf Prognosen behindert eine langfristig sicher erfolgreiche Strategie.
Nach Gewinn oder auch Verlust im niedrigen einstelligen Bereich erwarte ich für defensive Anleger kommendes Jahr, dass die Verlustbringer des letzten Jahres in Summe wieder 2 – 5 % Rendite bringen. In ähnlicher Höhe sollte die Gesamtrendite defensiver Anleger liegen. Wenn ich für ein gemischtes aktienlastiges Portfolio von 3 – 8 % Wertzuwachs ausgehe, bedeutet das nicht, dass mir ein zweistelliger Zuwachs oder – unwahrscheinlicher – ein negatives Ergebnis unmöglich erscheint.
Nach einem so turbulenten Jahr wirkt irgendwie alles schwierig. Ich als Ihr Vermögensverwalter weiß aber, dass die in der Vergangenheit richtige Strategie Geld anzulegen – welche sich nicht nur in guten Zeiten sondern auch in Kriegen, bei Währungsreformen und nicht zuletzt auch in der aktuellen Finanzkrise bewährt hat – auch in Zukunft erfolgreich sein wird. Starke Streuung bei einem möglichst hohen aber angesichts der Ziele noch vertretbaren Aktienanteil wird auch in den kommenden Jahren zum gewünschten Ergebnis führen!
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