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28. April 2021 von Richard Forsthofer
Inflation – eine Gefahr oder nur ein Gespenst?
1. Was ist Inflation?
Das Vermögen unserer Anleger ist stark gestiegen. Manche können sich nicht so recht daran freuen, weil sie Angst davor haben, dass ihnen die Inflation das schöne Geld wieder wegnimmt. Amerikaner oder Briten können über diese „German Angst“ oft nur lachen. Natürlich kennen auch sie Inflation. Nur meint der Deutsche immer gleich „Rieseninflation“ im Sinne einer schnellen Geldentwertung, wie wir sie nach dem Krieg hatten oder wenigstens so, wie aktuell in der Türkei. Die Eurozone wird vermutlich weder der Verlierer der Coronakrise noch ist der Euro mit der türkischen Lira vergleichbar.
Dass manche Rohstoffe oder Zulieferteile knapp und damit teuer wurden, weil Corona-bedingt Lieferanten wegfielen oder Rohstoffe knapp sind, sorgt nur dafür, dass manches teurer wird. Die aktuelle Immobilienblase oder die teuren Kryptowährungen machen Angst vor steigenden Mieten und dass das Vertrauen in Geld verloren gehen könnte. Nur „passierte“ das durch ein Zusammentreffen verschiedener Umstände so wie auch schon früher irgendwas teuer wurde. Mir fallen Teppiche, Pelze, Schmuck, Aktien am Neuen Markt aber auch Oldtimer oder Wein ein. Wenn heute ein Haus Baujahr 1976 in mäßiger Lage in München 40 % teurer verkauft wird als ein Neubau in besserer Lage mit vergleichbarer Fläche, ist das nicht Ausdruck für die Bauqualität in den 70ern. Man findet einfach keine rationalen Gründe. Auswüchse passieren in einzelnen Märkten ganz einfach.
Inflation hat mit dem, was hin und wieder passiert, wenig zu tun. In der Theorie errechnet sie sich aus „(Geldmenge mal Umlaufgeschwindigkeit) geteilt durch Produktangebot“.
- Die Geldmenge kann gesteuert werden und ist auch coronabedingt hoch.
- Die Umlaufgeschwindigkeit ist ein Ausdruck für das Vertrauen der Verbraucher darauf, dass sie auch in Zukunft ausreichend Geld haben werden. Sie wird aber auch angetrieben von der Angst, dass alles teurer wird.
- Ebenso wichtig ist das Produktangebot. Wie bei Erdbeeren oder Spargel jedes Jahr zu verfolgen, wirkt sich das sehr direkt auf den Preis aus.
2. Ist die Angst vor Inflation in Deutschland begründet?
Die Geldmenge in der Eurozone ist in den letzten Jahren gestiegen. Das sollte eine Rezession verhindern und war auch durch die (expansive) Politik der amerikanischen FED geboten, damit die europäische Wirtschaft nicht durch eine zu starke Währung benachteiligt wird. Tatsächlich wurden vor allem Staatsanleihen absurd teuer. Immobilien wurden teilweise (z. b. hier in München) absurd teuer, zum Teil aber auch nur teuer oder wieder verkaufbar. Bei Aktien ist alles sehr normal. Teure Branchen und Regionen stehen anderen gegenüber, die selten billiger waren als jetzt.
Ähnliches gilt für die „gefühlte“ Inflation. Manches scheint richtig teuer geworden zu sein. Statistisch betrachtet führten fallende Preise bei Bekleidung, Telefonie und Pauschalreisen nach einer mehrwertsteuersenkungsbedingten Deflation in den letzten Monaten im letzten Jahr zu – zum Teil wieder mehrwertsteueranhebungsbedingter – geringer Inflation von um die 1,5 %.
Ich erwarte wenn Corona dank der Impferfolge weltweit zurückgedrängt wurde eine Art kleine „Nachkriegszeit“, ähnlich den 20er oder 50er Jahren in Deutschland, als vieles, was wegen des Krieges nicht möglich war, nachgeholt werden sollte und auf ein kleines Angebot traf. Ähnlich wie damals könnte das reichliche und billige Geld, das man im Lockdown nicht ausgeben kann, zu einer stark anziehenden Umlaufgeschwindigkeit führen, die auf ein (durch Firmenpleiten) kleiner gewordenes Angebot trifft. Damit könnten die Preise steigen. Voraussetzung ist, dass es ein „nach dem Krieg“ gibt. Corona und seine Mutanten geben sich derzeit noch nicht geschlagen.
Innerhalb kurzer Zeit sollte aber entweder das Angebot nachziehen oder die Lust der Menschen nachlassen, das Geld auszugeben. Dank fehlender Reparationszahlungen ist eine schnelle Geldentwertung wie nach den beiden verlorenen Kriegen nicht zu erwarten.
Eher unwahrscheinlich ist eine Verringerung der Geldmenge oder eine Verteuerung des Geldes. Die Geldwertstabilität wird in den USA neuerdings mittels des „Price Level Targeting“ ermittelt. Hier wird das Inflationsziel als erfüllt betrachtet, wenn der langjährige Mittelwert der Konsumentenpreise dem Ziel von 2 % entspricht. Davor wurden die 2 % für jedes Jahr angestrebt.
In den vergangenen Jahren wurde somit ein „Inflationsguthaben“ aufgebaut, da die Zahlen stets unter 2 % lagen. Mit der neuen Berechnungsmethode verschafft sich die Notenbank Handlungsspielraum, in der Zukunft nicht einzugreifen, sollte die Marke von 2 % übertroffen werden. Die Notenbank will also bei höheren Inflationsraten nicht mit Zinserhöhungen reagieren. Sie kann auch nicht, da die hohen Schuldenlasten viele Staaten, Unternehmen und private Schuldner sonst zahlungsunfähig machen würden.
Sollte die EZB diesem Beispiel folgen, könnten in den kommenden fünf Jahren eine Preissteigerung von im Durchschnitt mehr als 3 % erreicht werden, ohne dass die EZB mit Zinserhöhungen reagieren müsste.
Einige Jahre mit 3 bis 4 % Inflation bei gleichzeitig niedrigen Zinsen würden vor allem die Staaten merklich entlasten, deren Schulden durch die Ausgaben wegen Corona deutlich ausgeweitet wurden. Ich halte im Ergebnis eine Inflation von mehr als 6 % im Jahr in absehbarer Zeit für unwahrscheinlich. Mehrere Jahre mit einer Preissteigerung, die deutlich über dem langjährigen Inflationsziel von 2 % liegt, scheinen aber aus Sicht der EZB nicht nur möglich sondern wünschenswert. Ob unsere Zentralbank das erreicht, die Inflation geringer bleibt oder über das Ziel hinausschießt, hängt vor allem vom (am schwersten zu beeinflussenden) Verbrauchervertrauen ab.
3. Was bedeutet das für Kapitalanleger?
Inflation ist zunächst für Unternehmen nur von Vorteil. Mit Blick auf die Formel braucht es dafür viel Nachfrage nach ihren Produkten und wenn die z. B. durch den Wegfall von Mitbewerbern knapper geworden sind, ist auch das für Unternehmen positiv. Vor allem steigt bei Inflation der Gewinn schneller als der Umsatz, was sich in deutlich steigenden Aktienkursen auswirken sollte. Zu hohe Inflation ist dagegen schlecht für die Stimmung und damit auch das Konsumklima im Land. Damit ist nicht zu rechnen! Für Aktien ist das Szenario „steigende Inflation bei gleich bleibenden Zinsen“ also ideal.
Aktuell treffen negative Zinsen im zehnjährigen Bereich auf deutsche Staatsanleihen auf sehr geringe Inflation. Bei höherer Inflation – auch von wenigen Prozent – verlieren diese Papiere jedes Jahr deutlich mehr an Wert. Sie verlieren ihren Sinn als Aufbewahrungsmöglichkeit für Geld und die, die nicht in Staatsanleihen anlegen müssen, werden umschichten. Das ist schon seit einigen Monaten zu beobachten. Für Anleihen und damit einen Großteil der defensiven Anlagemöglichkeiten ist Inflation schädlich.
Logischerweise stark betroffen sind alle, die ihre Reserven auf Konten aller Art wie Sparbüchern, Tages- oder Festgeldkonten oder auch auf dem Girokonto „lagern“. Zu den nicht vorhandenen Zinsen verliert das Geld jedes Jahr um die Inflation an Wert.
4. Muss ich reagieren?
Wir wissen, wie man Geld anlegt und wie die Kapitalmärkte funktionieren. Was zu erwarten ist, ist in Ihrem Depot insofern enthalten, als dass der Aktienanteil in der Region des Maximums liegt, das mit Ihrem Anlegerprofil vereinbar ist.
Auch alle Manager von ausgewogenen oder auch defensiven Fonds wissen um die Problematik und halten Liquidität, einen Großteil der Anleihen oder auch Gold nur taktisch oder weil sie das müssen.
Machen Sie es sich einfach: alles, was der Einlagensicherung unterliegt, sollte in den kommenden Jahren an Wert verlieren. Sollten Sie mehr als kurzfristig erforderlich in Staatsanleihen, auf Girokonten, Tages- oder Festgeld, bei Weltsparen oder vergleichbaren Konten, also in von einer steigenden Inflation betroffenen Anlagen haben, kommen Sie bitte jetzt auf uns zu.
Wenn aber der Zins bei Staatsanleihen weiter fällt, werden EZB und FED NOCH MEHR GELD in den Markt pumpen müssen, weil ja sonst niemand mehr diese kauft….diese SPiel geht nicht ewig so weiter….
Geld ist als Tauschmittel und um Kriege zu finanzieren, nicht aber zum Werterhalt geschaffen worden. Nach zwei Hyperinflationen in Deutschland und diversen Währungsreformen und Staatspleiten in aller Welt, sollte man das auch nicht diskutieren müssen. Ob wir aber in Zukunft das Ende einer großen Währung erleben oder nicht, ist vollkommen offen.